Prof. Dr. Herbert Löllgen erhält die Beckmann-Medaille

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e.V.:

DGPR verleiht Peter-Beckmann-Medaille an Professor Herbert Löllgen, Remscheid

 

Kardiologe und Sportmediziner von internationalem Rang – „körperliche Aktivität als Medikament“

 

DGSP-Ehrenpräsident Professor Dr. med. Herbert Löllgen aus Remscheid wurde im Rahmen der 47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR) am 18. Juni 2021 die Peter-Beckmann-Medaille und Ehrenmitgliedschaft der DGPR verliehen.


"Mit Prof. Dr. med. Herbert Löllgen ehren wir einen Kardiologen und Sportmediziner von internationalem Rang. Überwiegend in der Akut-Kardiologie tätig, hat er während seines langen Berufslebens und darüber hinaus bis heute vehement den Stellenwert der körperlichen Aktivität in der Primär- und Sekundärprävention von Herz-Kreislauferkrankungen betont. Damit verkörpert er in idealer Weise das Motto unserer diesjährigen Tagung ‚Akut trifft Reha – gemeinsam gegen Herz-Kreislauferkrankungen‘, die gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Leitenden Krankenhausärzte (ALKK) ausgerichtet wird", so DGPR-Präsident Prof. Dr. med. Bernhard Schwaab (l.) in seiner Laudatio über den Preisträger.


Herbert Löllgen wurde 1943 in Bonn geboren. Neben dem Studium der Medizin in Bonn, Innsbruck, Berlin und Düsseldorf belegte er ein zusätzliches Sportstudium an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Nach Approbation 1967 und Promotion zum Dr. med. 1968 folgten die Facharztausbildung Innere Medizin bis 1975, die Habilitation und Professur 1979. Von 1978 bis 1982 war er als Leitender Oberarzt an der Medizinischen Universitätsklinik Freiburg, danach von 1983 –1985 als Chefarzt in Limburg tätig. Mit den Schwerpunkten Kardiologie, Pneumologie, konservative Intensivtherapie, Schlafmedizin und Sportmedizin war er von 1986 bis 2008 Chefarzt am Klinikum Remscheid (Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Bochum und Bonn, heute Köln). In seiner Ära betrieb er den steten Ausbau der Klinik mit der Einführung der Herzkatheteruntersuchung, Koronarangioplastie (PCI), der Elektrophysiologischen Untersuchung (EPU) und verschiedener anderer Verfahren. Seit seinem Eintritt in den Ruhestand 2008 ist er „in Altersteilzeit“ als niedergelassener Kardiologe in einer Praxisgemeinschaft in Remscheid tätig.


Neben diesen erfolgreichen beruflichen Stationen war und ist Löllgen als Experte in vielen nationalen und internationalen ärztlichen Fachgesellschaften, Organisationen, Institutionen und Medien aktiv, häufig im Ehrenamt. Neben der Kardiologie gehören die Sportmedizin sowie Luft- und Raumfahrtmedizin bis heute zu seinen Forschungsschwerpunkten.


Seine sportmedizinischen Aktivitäten begannen bereits 1967. In den Sportarten Rudern und Moderner Fünfkampf betreute er in den siebziger Jahren Deutschlands Olympioniken. Von 1986 bis 2006 war er 20 Jahre lang Vorsitzender des Sportärztebundes Nordrhein, dem größten Landesverband der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Nach achtjähriger Tätigkeit im Dachverband als Vizepräsident erfolgte 2006 die Wahl zum DGSP-Präsidenten, 2009 die Wiederwahl. Nach zwei Legislaturperioden an der Spitze der weltweit ältesten sportmedizinischen Vereinigung und zugleich einer der ältesten medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland (Gründung 1912) wurde er 2012 auf dem Jubiläumskongress „100 Jahre Deutsche Sportmedizin“ zum DGSP-Ehrenpräsidenten ernannt.


Standen früher Sportler aller Leistungsklassen traditionell im Fokus der Sportmedizin, erlangte in einer von Bewegungsmangel geprägten Gesellschaft die gesundheitlich relevante „körperliche Aktivität als Medikament“ (Zitat: Löllgen) in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung. Heute bündelt die Sportmedizin das sportmedizinische Wissen zahlreicher medizinischer Fachrichtungen und Disziplinen als Querschnittsfach unter Berücksichtigung von präventiven, kurativen und rehabilitativen Aspekten. Diese erweiterte Ausrichtung verdankt die Sportmedizin maßgeblich Löllgen. So initiierte er beispielsweise federführend gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der DGSP die „10 Goldenen Regeln für gesundes Sporttreiben“. Auch das „Rezept für Bewegung“, eine Initiative des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), der Bundesärztekammer (BÄK) und der DGSP hat er maßgeblich mitentwickelt.


Seine langjährige Zusammenarbeit mit der DGPR fußt neben seiner DGSP-Vorstandstätigkeit auch auf seinem Amt als Vorsitzender der Präventions- und Herzgruppen betreuenden Landesarbeitsgemeinschaft für kardiologische Prävention und Rehabilitation im Landessportbund Nordrhein-Westfalen e.V., das er rund 30 Jahre lang ausübte. Diese enge Verbindung dokumentieren zahlreiche Vorsitze bei Symposien, Vorträgen sowie Podiumsdiskussionen mit namhaften Vertretern der Akut- und Rehabilitationskardiologie, Gesundheitspolitik, ärztlichen Standesorganisationen und Kostenträger auf den DGPR- Jahrestagungen.


Als Mitglied der „AG Herzgruppe“ in der DGPR hat Löllgen an der Erstellung des DGPR-Arbeitspapiers „Zukunft der Herzgruppen in Deutschland – Differenzierte Versorgungsmodelle“ (2017) mitgewirkt, wonach die, bis dato verpflichtende, ständige ärztliche Anwesenheit künftig flexibel und abhängig vom Schweregerad der Erkrankungen der Herzgruppen-Teilnehmer gestaltet werden sollte. Aus diesem Stufenmodell ging auch das von ihm mitentwickelte DGPR-Positionspapier „Die Herzinsuffizienzgruppe“ (2018) für Patienten mit hohem kardiovaskulärem Ereignisrisiko hervor, die bisher für eine normale Herzgruppe nicht gut genug belastbar waren und eine intensivere Betreuung benötigen. Nach erfolgreicher Prüfung des Konzeptes durch den Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS), ist die die Gründung von Herzinsuffizienzgruppen und deren Vergütung seit 2020 bundesweit möglich.


Seit 2015 engagiert er sich in einer gemeinsamen Initiative der DGSP mit der DGPR (mit der DGSP-Vizepräsidentin Prof. Dr. Dr. Christine Joisten und Dipl.-Med. Olaf Haberecht als vormaligem DGPR-Präsidiumsmitglied) für die Gewinnung von Herzgruppenärzten. Mit der jüngsten Neugestaltung des Curriculums Weiterbildung Sportmedizin (240 Stunden) kann durch eine spezielle Kombination von Zweitageskursen (ZTK 1/2, 10, 11) die Ausbildung zum „Herzgruppenarzt DGPR/DGSP“ absolviert werden, ein Zweitageskurs (ZTK 11) widmet sich dabei dem „Leitgedanke(n): Kardiovaskulärer Schwerpunkt in der Sportmedizin; Herzsport“. Zudem kann seither die im Rahmen des Curriculums vorgeschriebene praktische sportärztliche Tätigkeit in einem Sportverein von 120 Stunden in vielen Bundesländern in einer Herzgruppe absolviert werden.


Beispielhaft für seine weiteren bedeutenden internationalen und nationalen Funktionen und Mitgliedschaften seien hier genannt: Golden Member und Fellow der American Heart Association (AHA), Fellow der American College of Cardiology (ACC) – Member Section Sports Cardiology, Corresponding Member der Fédération Internationale de Médecine du Sport (FIMS, Weltverband für Sportmedizin), Mitglied der Europäischen Gesellschaft für Sportmedizin (EFSMA), Fellow der American Society for Air- and Space Medicine und elective Member Board of Space Medicine (1990 – 2007), seit 1976 Gutachter und kardiologischer Berater für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), seit 1998 Cardiology Consultant für die European Space Agency (ESA), Mitglied des Runden Tisches „Anti-Doping“ des Bundesministeriums des Innern (BMI).


Über 600 Vorträge auf wissenschaftlichen Fachkongressen weltweit, rund 500 publizierte Beiträge und Fachartikel in renommierten nationalen und internationalen Fachzeitschriften, 11 Bücher und Monografien sind beeindruckende Zeugnisse seines Schaffens in Theorie und Praxis. Sein bedeutendes Standardwerk „Ergometrie: Belastungsuntersuchungen in Klinik und Praxis“ steht in vielen Bücherschränken seiner Kollegen.


Bis heute ist Löllgen gefragter Experte im TV, Hörfunk und den Print- medien, um einem breiten Publikum die Vorzüge eines „verjüngenden“ Lebensstils, den er auch selbst praktiziert, näher zu bringen. Als begeisterter Hobbysportler, der früher zehn Marathonläufe und zahlreiche Halbmarathons „finishte“, absolviert er jeden zweiten Tag schon frühmorgens sein persönliches, altersangepasstes Fitnessprogramm.

 

Frankfurt am Main, den 30. Juni 2021

 

Peter Ritter
Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e.V.
Friedrich-Ebert-Ring 38, 56068 Koblenz
Telefon: 0261 – 30 92 31, Telefax 0261 – 30 92 32 E-Mail:

 

 

Über die Peter-Beckmann-Medaille der DGPR e.V.

 

Die Peter-Beckmann-Medaille der DGPR ist benannt nach dem Arzt Dr. Peter Beckmann (* 1908; † 1990), Sohn des berühmten Malers Max Beckmann. Beckmann hatte Anfang der 1950-er Jahre das Prinzip der Aktivierung chronisch Herzkranker in Deutschland entwickelt und damit der Bewegungstherapie zum Durchbruch verholfen. Als einer der Urväter der 1958 aus der Taufe gehobenen Vorläufer-Organisation, dem „Verein für Rehabilitation“, begründete er auch die Geschichte der DGPR. Die Peter-Beckmann-Medaille als höchste Auszeichnung der DGPR ist mit der Ehrenmitgliedschaft verbunden.